Der Morgen Macht. Ohnmacht. Tatnacht. Interview mit Marc Raabe

Bevor Marc Raabe (* 1968) sich ausschließlich dem Schreiben von Thrillern, die regelmäßig auf den Bestsellerlisten zu finden sind, widmete, arbeitete er als Geschäftsführer und Gesellschafter einer TV- und Medienproduktion. Wir haben dem Autor anlässlich seines neuen Thrillers, "Der Morgen", ein paar Fragen gestellt:



Um was geht es in »Der Morgen«?
Es geht um Geheimnisse. Alte und neue. Im Schneegestöber an der Siegessäule wird eine Tote gefunden und auf ihren Leib wurde die Privatadresse des Bundeskanzlers geschrieben. Der legendäre BKA-Ermittler Art Mayer wird zum Tatort geholt, obwohl er eigentlich nichts weniger will als diesen Fall. Doch dann ermittelt er zusammen mit Nele Tschaikowski, einer sehr jungen, ehrgeizigen Assistentin. Bald gibt es eine zweite Leiche, Enthüllungs-Videos, Fake-News – der Fall eskaliert und das ganze Land schaut zu.

Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Buch zu schreiben?
Die Idee, den Bundeskanzler zu involvieren, kam mir am Ende des Prologs. Ein verliebter Junge wird von mehreren älteren Jugendlichen gemobbt. Und plötzlich kam mir in den Sinn: Wie wäre es, wenn einer dieser Jungs später mal Bundeskanzler werden würde? Wobei der Leser gar nicht weiß, wer von den Jungs der Kanzler ist. Der Gemobbte? Der Fiesling? Der Drückeberger? Der Mitläufer? Das fand ich reizvoll.

Für wen ist es das perfekte Buch?
Für die, die Hochspannung mögen. Abwechslung. Und für die, die überrascht werden wollen. Ich finde es selbst immer toll, wenn ein Buch nicht berechenbar ist. »Der Morgen« bringt auch eine Menge Themen mit, die sehr aktuell sind, wie zum Beispiel Fake-News und Manipulation. Und wer schon einmal ein Geheimnis gehabt hat und weiß, wie sich das anfühlt, der wird sich in »Der Morgen« auch wiederfinden.

Warum haben Sie Berlin als Ort, an dem »Der Morgen« spielt, ausgewählt?
Berlin ist für mich als Krimiautor einfach die interessanteste Stadt in Deutschland, weil hier so viel aufeinanderprallt und alles pulsiert. Berlin ist laut, manchmal leise, kalt, wild. Das Durchgeknallte stößt hier auf das Konservative. Politik, Medien, Kunst, Verbrechen – diese Mischung gibt es für mich nirgends sonst in Deutschland so intensiv.

Wo ist Berlin am gruseligsten?
In Beelitz, in den alten Heilstätten. Dort habe ich selbst mal für eine Doku über Stephen King gedreht. In »Der Morgen« kommt Beelitz allerdings nicht vor. Dafür aber in meiner Tom-Babylon-Serie, in »Schlüssel 17«.

Was bringt Sie um den Schlaf?
Schreiben. Ha! Nein, jetzt mal im Ernst. Nichts ist so gut, wie ein spannendes Buch in einer Nacht durchzusuchten. Binge-lesen. Oder eben selbst eins schreiben. Ansonsten bringt mich höchstens mein Hund um den Schlaf, wenn er das Gefühl hat, da draußen ist was.





Der Morgen
Marc Raabe
Ullstein
Taschenbuch, 592 Seiten
978-3-864-93205-2
€ 17,99






Schlüssel 17
Marc Raabe
Ullstein
Taschenbuch, 528 Seiten
978-3-548-29099-7
€ 11,99






Hier verrät Ihnen Marc Raabe seine Lieblingsthriller als Buch und als Film:

Als junger Kerl schmissen Sie ihr Studium und stiegen in das Filmgeschäft ein. Verraten Sie uns Ihren Lieblingsthriller (Film) und Ihren Lieblingsthriller (Buch)?

Es war damals eher das Fernsehen als der Film. Deshalb habe ich auch irgendwann mit dem Fernsehen Schluss gemacht, weil ich immer Geschichten wie im Film erzählen wollte. Zuletzt wurde mir oft gesagt, meine Bücher würden sich lesen wie Film. Ob ich Lieblingsfilme habe? Hm. Da gibt’s so viele. Michael Manns „Heat“, Leones „Es war einmal in Amerika“, „Das Schweigen der Lämmer“, einige aktuelle Serien natürlich, und was Bücher angeht: Jo Nesbos „Messer“, oder die Thriller von Michael Robotham. Das sind zwei Autoren, die mich immer wieder inspirieren.