Literaturhaus Rostock

Könnten Sie uns etwas über die Ursprünge und Ziele des Literaturhauses Rostock erzählen?

Unsere Arbeit hat direkt im Jahr 1990 begonnen, aus dem Engagement von literarischen Übersetzer:innen heraus, die den „Literaturförderkreis Kuhtor“ gegründet haben (benannt nach dem damaligen Sitz des Vereins). Das Ziel war schon damals, die Gedankentiefe, die Welten und Erkenntnisse, die in Büchern enthalten sein können, erfahrbar zu machen – nicht nur für den oder die Einzelne:n beim Lesen, sondern in der Begegnung mit Autor:innen, Kritiker:innen und Übersetzer:innen. Es ging auch darum, den Autor:innen und Verlagen der Region einen Ort bieten, um ihre Arbeit vorzustellen. Sehr rasch kam das Engagement für Kinder und Jugendliche hinzu, zunächst im Raum Rostock, später über ein stetig wachsendes Netzwerk an Bibliotheken im Land Mecklenburg-Vorpommern.

Welche Arten von literarischen Veranstaltungen finden im Literaturhaus Rostock statt? Gibt es spezielle Formate, die besonders beliebt sind?

Wir bieten eine Vielfalt von Formaten an, wobei die klassische moderierte Lesung mit anschließendem Publikumsgespräch einen großen Schwerpunkt bildet. Daneben finden Filmvorführungen mit Gespräch statt, hochkarätig besetzte Diskussionsabende zu Sachbüchern, Graphic-Novel-Lesungen mit Bildprojektion, Abende zu Klassiker:innen, gelegentlich auch mit musikalischer Begleitung oder als szenische Lesung, Kritiker:innengespräche, Ausstellungen und literarische Spaziergänge, außerdem orts- und zeitunabhängigere Formate wie „Bookcrossing“ . Daneben bieten wir auch Raum für Lesekreise und Schreibgruppen und mit der HausLese eine ungefähr vierteljährlich stattfindende Lesebühne für alle, die vorlesen und/oder Musik vorstellen möchten. Jedes Format findet seine Zielgruppe – besonders beliebt sind neben den Veranstaltungen zu vom Publikum geliebten Klassiker:innen wie Brigitte Reimann, Hans Fallada, Uwe Johnson oder Walter Kempowski gerade Abende zu politischen und gesellschaftlichen Themen, aber auch Angebote mit hohem Unterhaltungswert wie die Lesebühne.

Wie sieht die Zusammenarbeit des Literaturhauses Rostock mit anderen kulturellen Institutionen in der Region aus?

Wir sind als Literaturhaus in der Stadt sehr gut vernetzt und veranstalten auch regelmäßig bei und/oder mit anderen Institutionen – von der Stadtbibliothek, der Universität und lokalen Buchhandlungen über die Kunsthalle bis zum Kempowski-Archiv und der Jüdischen Gemeinde. Regional bzw. landesweit engagieren wir uns beispielsweise gemeinsam mit dem Künstlerhaus Lukas, dem Koeppenhaus in Greifswald, dem LiteraturRat M-V und der Zeitschrift RISSE für den von uns 2016 ins Leben gerufenen, zweijährlich vergebenen Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern und sind auch mit anderen Institutionen des Landes im Austausch, beratend oder für gemeinsame Veranstaltungen Das Junge Literaturhaus wiederum arbeitet mit KiTas, Schulen und Bibliotheken landesweit – dazu an anderer Stelle mehr.

Könnten Sie uns einige Veranstaltungen aus dem aktuellen Programm des Literaturhauses Rostock vorstellen?

Am 8. Juli besucht uns das „Gemischte Doppel“ Annemarie Stoltenberg und Rainer Moritz mit Buchempfehlungen, den Sommer bestreiten wir mit literarischen Spaziergängen und der Freiluft-Lesebühne „terrain vague“. Wir freuen uns sehr auf den neuerlichen Besuch des Soziologen Prof. Steffen Mau, Autor der viel diskutierten „Triggerpunkte“, der als gebürtiger Rostocker gern in der Stadt zu Gast ist. Am 20. September stellt er in einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Kunsthalle Rostock sein neues Buch „Ungleich vereint“ vor. Im Rahmen einer Stefan-Heym-Ausstellung laden wir Robert Stadlober und begleitende Musikerinnen mit dem Gedenkprogramm „HEYM“ ein, voraussichtlich am 15. September Der Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern wird in diesem Jahr am 12. Oktober in Greifswald vergeben, mit Livestream und einem Publikumspreis, der online vergeben wird. Die Termine für die kommende LiteraTour Nord – eine Lesungsreihe in fünf Etappen, die durch mehrere norddeutsche Städte geht – stehen bereits fest, aber noch nicht, wer dazu eingeladen ist. Viele Programmentscheidungen werden erst in den kommenden Wochen und Monaten gemeinsam mit unseren Partnern gefällt.

Inwiefern engagiert sich das Literaturhaus Rostock für die Förderung aufstrebender lokaler Autoren und Autorinnen?

Wir haben über lange Zeit Autor:innenförderung zu einem unserer Hauptanliegen gemacht und für junge Schreibende das „Poetencamp“ etabliert, ein kollektives Kurzstipendium, das Autor:innen wie beispielsweise Slata Roschal, Tobias Reußwig und Anne Martin, alle auch Träger:innen des von einer unabhängigen Jury vergebenen Literaturpreises M-V, mehrfach erhalten haben. Mittlerweile haben wir diese Aufgabe an den LiteraturRat M-V abgegeben, sind aber weiterhin am Literaturpreis beteiligt und bieten vielen der jungen Autor:innen bei uns eine Bühne, in Einzelauftritten oder bei der HausLese. Außerdem beziehen wir viele lokale Autor:innen unabhängig von ihrem Alter in unser Programm „Weltenschreiber für M-V“ ein, wo sie Schreibwerkstätten für Schüler:innen innerhalb des Unterrichts geben. Lokale Autor:innen aus Rostock treffen sich bei unserem monatlichen Stammtisch, um sich zu vernetzen und auszutauschen.

Gibt es spezielle Aktivitäten, die sich an ein junges Publikum richten?

Mit unserem Programm „Bücherwelten“ richten wir uns an Kinder, Familien und Jugendliche – nicht nur in Rostock, sondern auch in ganz M-V. Vom Vorlesepicknick über Fantasy-/Jugendbuchlesungen bis hin zu Schreibwerkstätten gibt es ein buntes öffentliches Programm. Darüber hinaus ist das Junge Literaturhaus mit dem Programm „Weltenschreiber für M-V“, gefördert vom Bildungsministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern, in KiTas und Schulen im gesamten Bundesland aktiv und bildet außerdem Lehrkräfte im Literarischen Schreiben fort- Auch Literacy-Fortbildungen für Erzieher:innen sind in unserem Portfolio. So bringen wir Literatur unabhängig vom Elternhaus zur jungen Generation – und zwar nicht nur das Lesen, sondern auch das eigene Schreiben. Für den Unterricht bieten lokale/regionale und Autor:innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum Schreibwerkstätten an, die die Schüler:innen begeistern und von den Schulen immer wieder nachgefragt werden.

Wie können Interessierte mehr über bevorstehende Veranstaltungen im Literaturhaus Rostock erfahren und daran teilnehmen?

Wir sind natürlich auf Instagram und Facebook präsent, außerdem sind unsere Veranstaltungen auf der Homepage zu finden, wo man sich auch unser Zwei-Monats-Programm herunterladen kann. Monatlich veröffentlichen wir einen Newsletter, den man über die Homepage abonnieren kann; die Druckprogramme werden in der Stadt verteilt, werden Vereinsmitglieder aber auf Wunsch auch postalisch zugeschickt. Die Teilnahme ist relativ einfach: Tickets sind beim lokalen Anbieter mvticket.de analog und online erhältlich, je nach Veranstaltung auch in Buchhandlungen; einige Veranstaltungen sind auch kostenfrei. Für die Studierenden, die das Kulturticket nutzen, trifft dies sogar größtenteils zu. Einige Veranstaltungen streamen wir über den Kanal LitHausRostock - Twitch, wo man dann auch noch einige Tage später die Veranstaltung nachträglich anschauen kann.

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